Gentaro Masuda: Themenzyklus “Build” in Berlin
Gentaro Masuda, geboren 1994 in Fukuoka/Japan, hat in Tokyo Mathematik und Physik studiert und kam zum Masterstudium nach Berlin. Seine Abschlussarbeit musste er coronabedingt weitgehend alleine bewältigen, ein kollegialer Austausch war nur per Onlinekonferenzen möglich. Um seine komplizierten mathematischen Theoreme der Arbeitsgruppe vorzustellen, besorgte er sich ein digitales Zeichenpad. Masuda, der schon seit Jahren in seiner Freizeit mit Bleistift und Tusche malte, begann alsbald damit Skizzen und Bilder zu entwerfen. “Die künstlerische Arbeit half mir, mit der Isolation in einer fremden Stadt während der Pandemie klar zu kommen”, so Masuda. Inspiriert ist er von Stilelementen japanischer Mangas ebenso wie vom Symbolismus eines Franz von Stuck, aber auch von den Werken von Käthe Kollwitz. In der am 10. April beginnenden Ausstellung in Kreuzberg zeigt Gentaro Masuda seinen Bilderzyklus “Build”: “Unser Leben ist geprägt von großen Anstrengungen, die oftmals nicht von Erfolg gekrönt werden und schließlich zu großen Enttäuschungen führen können. Dann müssen wir die Scherben zusammenfegen und wieder von vorne anfangen”, erläutert Masuda. “Dies ergibt einen Kreislauf von Bau, Zerstörung, Wiederaufbau von Ideen, Projekten, Liebschaften, Gebäuden. Der immerwährende menschliche Antrieb wird im Bilderzyklus durch einen Jungen verkörpert, der die typische japanische weiße Schulsportkleidung trägt”, fügt er hinzu. Masudas’ Bilder sind geprägt durch klare Linien, blaue Horizonte und irrationalen, fiktiven Architekturen. Wenngleich durch den Künstler nicht intendiert, wirken die Werke wegen des Angriffskrieg auf die Ukraine aktueller denn je.
“Deine Bemühungen und Hingabe können oft auf große Enttäuschung und irrationale Verwüstung treffen. Diese werden alles, was wir mit großer Leidenschaft aufgebaut haben, in Stücke reißen. Danach musst Du Zeit haben, um auf dem Boden kriechend die zertrümmerten Teile aufzusammeln, bevor Du alles wieder aufbaust. In diesem Moment wird Deine innere Stärke in lebendiger Form sichtbar. Diese Zeichnungen beschreiben den Zyklus von Bau, Zerstörung und Wiederaufbau. Der blaue Himmel repräsentiert die Zerbrechlichkeit unserer Bemühungen und die Grausamkeit unserer Welt. Inkonsistente und nicht funktionale Architekturen symbolisieren die Ungewissheit des Erreichten. Ein Junge in der Ecke der Zeichnungen, der beharrlich Architekturen beobachtet und baut, verkörpert dabei unsere innere Stärke.”
— Gentaro Masuda —
Gentaro Masuda, born in 1994 in Fukuoka/Japan, studied mathematics and physics in Tokyo and came to Berlin for his master’s degree. Due to the corona, he had to work on his thesis largely alone; a collegial exchange was only possible via online conferences. To present his complicated mathematical theorems to the research group, he obtained a digital drawing pad. Masuda, who had been drawing with pencil and ink in his spare time for years, soon began sketching and painting. “Artistic work helped me cope with the isolation in a foreign city during the pandemic,” Masuda said. He is inspired by stylistic elements of Japanese manga as well as the symbolism of Franz von Stuck, but also by the works of Käthe Kollwitz. In the exhibition in Kreuzberg, which begins on April 10, Gentaro Masuda will show his picture cycle “Build”: “Our lives are characterized by great efforts, which are often not crowned with success and can ultimately lead to great disappointments. Then we have to sweep up the pieces and start all over again,” Masuda explains. “This results in a cycle of building, destroying and rebuilding ideas, projects, and loves. The perpetual human drive is embodied in the cycle of paintings by a boy wearing the typical Japanese white school gym clothes,” he adds. Masudas’ paintings are characterized by clean lines, blue horizons, and irrational, fictional architecture. Although not intended by the artist, the works seem more topical than ever because of the war of aggression in Ukraine.
“Your effort and dedication could be often met with huge disappointment and unreasonable devastation. These will shatter everything you built with great passion into pieces. Afterward, you must have time to grovel on the ground and collect the smashed pieces to rebuild everything. At this moment, your inner strength will come into sight in vivid form. These artworks describe the cycle of “build”, “demolition”, and “re-build”. The blue sky symbolizes the nihility of our efforts and the cruelty of the world. Inconsistent and non-functional architectures represent the uncertainty of our achievements. The boy in the drawings, who is persistently observing and building architecture, is an inner strength inside of us.”
— Gentaro Masuda —
(Text: Daniel Mouratidis)